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Enerige & Management > Elektrofahrzeuge - „Auto ist schneller geladen als der Kaffee geholt!“
Michael Heinemann von der Phoenix Contact E-Mobility GmbH. Quelle: Jonas Rosenberger
ELEKTROFAHRZEUGE:
„Auto ist schneller geladen als der Kaffee geholt!“
Phoenix Contact E-Mobility-CEO Michael Heinemann nutzt eine aktuell in Frankfurt am Main laufende VDE-Tagung, um mit einem Vorurteil zur Elektromobilität aufzuräumen.
 
„Ich verbringe heute nicht mehr Zeit an der Ladestation als früher beim Tanken“, sagte Michael Heinemann, CEO der Phoenix Contact E-Mobility GmbH auf der E-Mobility Conference des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) am 20. November in Frankfurt am Main. In seinem Vortag skizzierte der Manager sein persönliches Erlebnis der Elektromobilität.

„Elektromobilität ist an einem Level angekommen, wo sie wirklich alltagstauglich ist.“ Seit inzwischen fast sechs Jahren sei er mit dem eigenen Elektroauto unterwegs und habe durch diesen praktischen Einsatz die Erkenntnis gewonnen, dass das Argument langer Wartezeiten beim Wiederaufladen des Autos im Alltag nicht mehr zutreffe.
Unter der Überschrift „Mein Jahr 2023 mit dem E-Auto“ zerlegte er seine im vergangenen Jahr insgesamt elektrisch zurückgelegte Strecke von 50.880 Kilometern in einzelne thematische Bereiche: Gut 29.000 Kilometer seien für dienstliche Fahrten angefallen, 15.800 Kilometer für Urlaubsreisen und 6.000 Kilometer für sonstige Einkaufs- oder Freizeitfahrten. Bei den Urlaubsreisen seien insgesamt zwei Stunden an Wartezeiten während des Aufladens zusammengekommen, bei den Dienstreisen waren es, auf das Jahr gesehen, 2,3 Stunden, so Heinemann. Bei Fahrten zur und von der Arbeit sowie etwa zum Einkaufen blieb gar keine Zeit für Neuaufladungen auf der Strecke.

Gegenüberstellung mit Verbrenner

Um herauszufinden, wie viel länger am Ende des Jahres die Standzeiten mit dem E-Auto waren, ging er den direkten Vergleich mit einem Verbrenner-Pkw ein. Die Annahmen dabei: Reichweite 1.000 Kilometer, Verbrauch 7 Liter pro 100 Kilometer, Tank 70 Liter fassend, 50.000 Kilometer Jahresfahrleistung. Bei einer angenommenen Tankzeit zwischen fünf bis zehn Minuten könne so rechnerisch von 4 Stunden und 10 Minuten Tankdauer ausgegangen werden. Gegenüber seiner Ladedauer mit dem E-Auto seien das gerade einmal 10 Minuten weniger gewesen.

Der Schlüssel, damit Elektrofahrzeuge in der zeitlichen Dimension mit Verbrennern mitziehen können, sei das „Opportunity Charging“ – das Gelegenheitsladen. „Immer da laden, wo das Fahrzeug steht“, so Heinemann. Idealerweise finden die Ladevorgänge zuhause und am Arbeitsplatz statt. Dort stehen die Autos jeweils viele Stunden und können so bis zur nächsten Fahrt in der Regel immer genügend Energie aufnehmen, um annähernd oder komplett voll zu sein. Im Durchschnitt stehe jedes Auto 23 Stunden am Tag. „Eigentlich müsste es Stehzeug und nicht Fahrzeug heißen“, so Heinemann sarkastisch.

Moderne E-Fahrzeuge hätten zudem in der Regel Reichweiten zwischen 300 bis 400 Kilometer, wodurch immer weniger Ladestopps benötigt werden. Und werde doch einer auf längeren Fahrten notwendig, so könne man über das sogenannte High Power Charging (mehr als 500 kW Ladeleistung) innerhalb von 10 Minuten je nach Fahrzeug genug Energie aufnehmen, um weitere 250 bis 350 Kilometer weit zu kommen. Künftig werde es mit modernen Fahrzeugen gar möglich sein, in dieser Zeit genug Strom für mehr als 500 Kilometer zu laden. „Das Auto ist schneller geladen als der Kaffee geholt!“, so Heinemann in Anspielung auf einen Stopp an einer Autobahnraststätte.
  Ladenetzausbau als Hemmnis

Ein Hindernis sei jedoch der Ladenetzausbau, gestand Heinemann. Allerdings könne das nicht an fehlenden Parkplätzen scheitern, denn alleine in Deutschland gebe es 2,6 Mal mehr Parkflächen als Fahrzeuge. Er verwies auch auf eine EU-Verordnung, die von 2027 an beim Bau neuer Parkmöglichkeiten die Verpflichtung enthält, dass ein gewisser Anteil der Parkflächen an öffentlichen Gebäuden elektrifiziert oder dafür vorbereitet sein muss.

Doch wieso sollte man die Elektromobilität überhaupt forcieren? Heinemann machte klar, dass es nicht grundsätzlich darum gehe, eine neue Antriebstechnologie auf den Markt zu bringen. Das übergeordnete Ziel sei es schließlich, die Dekarbonisierung eines der wichtigsten Sektoren der Welt voranzutreiben: des Verkehrssektors. Dieser verbrauche ein Drittel des gesamten Energiebedarfs weltweit. Ziehe man den Flugverkehr, den Güterverkehr per Zug und die Containerschifffahrt ab, verursache der Schwerlast- und Pkw-Verkehr drei Viertel der Emissionen im Mobilitätsbereich. Heinemann: „Die Dekarbonisierung durch eine Elektrifizierung aller Sektoren ist wichtig, doch aus meiner Sicht ist die Elektrifizierung des Verkehrs der wichtigste Bereich.“
 

Jonas Rosenberger
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Donnerstag, 21.11.2024, 10:22 Uhr

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